FACHBEREICH GESCHICHTE, ETHIK UND THEORIE DER MEDIZIN

42. Stuttgarter Fortbildungsseminar für Medizinhistoriker:innen

Vielleicht haben Sie in Ihrer handwerklichen Ausrüstung ein Gerät der Firma „Bosch“ und kämen nicht auf den spontanen Gedanken, beispielsweise eine Bohrmaschine mit Medizingeschichte in Verbindung zu bringen. Was wenige wissen: Der Gründer der Firma, der Industrielle und Erfinder Robert Bosch (1861-1942), stiftete in Stuttgart ein Krankenhaus, das bis heute seinen Namen trägt, und war sehr interessiert an Homöopathie. Dem Krankenhaus zugehörig war das Institut für Medizingeschichte, das heute dem Robert Bosch Health Campus zugeordnet ist. Das Institut befindet sich auf dem Gelände der Villa des Firmengründers, in einem nicht minder charmanten historischen Architekturkleinod, das dereinst einmal Frau Bosch bewohnte. Jährlich findet dort das Stuttgarter Fortbildungsseminar statt, bei dem sich nach einem Call for Papers diejenigen Historiker:innen treffen, die zum jeweiligen Seminarthema derzeit forschen.  In diesem Jahr fand vom 07.-08. April das 42. Stuttgarter Fortbildungsseminar statt, das den Titel „Gefühle und Sinne in der Geschichte der Medizin“ hatte.

Die Bandbreite dieses Themenfeldes ist groß. Von der Schulung der Sinne in der medizinischen Ausbildung im 20. Jahrhundert (Henrik Eßler/Hamburg) über die Rolle von Spiegeln in der Dentalhygiene (Marina Bertoldi/Zürich), die Geschichte der Angst in der Geburtsvorbereitung (Bettina Wagener/Siegen) sowie eine quantitative Studie zur Bildern von Bodies in doubt in Virchows Archiv (Anja Menger/Köln) bis hin zur Emotionsgeschichte von Frauen, die eine Totgeburt erlebt hatten (Dr. Martina Sochin-D’Elia/Zürich), wurden insgesamt 15 Projekte vorgestellt. Aus Magdeburg waren gleich zwei Forscherinnen eingeladen, ihre Arbeiten vorzustellen: Dr. Dr. Lea Münch, die zur Emotions- und Erfahrungsgeschichte, der künstlichen Beatmung arbeitet, sprach über die Gefühle von Patient:innen, die seit den Polioepidemien im 20. Jahrhundert die Einführung der Unterdruckbeatmungsgeräte „Eiserne Lunge“ erlebt hatten und alles daran setzten, unter den Bedingungen der Heimbeatmung ein selbstbestimmtes Leben zu führen.  Monja Schünemann stellte die bisherigen Ergebnisse ihres Projektes „Der Teufel, Schweißfüße und altes Brot. Die Sinnesgeschichte der Klinik 1800-2020“ vor. Ihr Projekt dreht sich um Gerüche im Krankenhaus. Alle Teilnehmer*innen freuen sich nun auf die gemeinsame Arbeit am kommenden Sammelband, zu dessen Vorbereitung ein Workshop geplant ist.

 

beitrag

Die Teilnehmenden am Workshop 2025, Foto: Lukas Buchholz-Hein.

Letzte Änderung: 15.05.2025 - Ansprechpartner:

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