FACHBEREICH GESCHICHTE, ETHIK UND THEORIE DER MEDIZIN

1167 vor Rom. Studien zum Krankheitsausbruch auf dem vierten Italienzug Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. (abgeschlossen)

Die Dissertation erfolgte an der Humboldt- Universität zu Berlin am Institut für Geschichtswissenschaften. Eine Buchpublikation ist für 2024/25 geplant.

Abstract

Im Hochsommer des Jahres 1167 erlag vor Rom ein Großteil des kaiserlichen Trosses einer mysteriösen Erkrankung, nachdem Barbarossa Rom angegriffen hatte, um Papst Alexander III. aus Rom zu vertreiben und Paschalis III. einzusetzen. Obwohl mehr als sechzig zeitgenössische Quellen über den Krankheitsausbruch berichten, gelten lediglich zwei als Augenzeugenberichte. Bislang war die geschichtswissenschaftliche Forschung auf das Erstellen einer retrospektiven Diagnose dieser Erkrankung fokussiert. Doch wie bewältigten die Zeitgenossen die Krankheit historiographisch? Und wie steht es um die Auseinandersetzung mit der retrospektiven Diagnose in der jüngsten Wissenschaftsgeschichte? Die Berichte zeigen den Gelehrtendiskurs in der Auseinandersetzung um Schuld und Unschuld des mittelalterlichen Kaisers am Ausbruch der Erkrankung, erzählen dabei oftmals ihre Vorstellung von den Geschehnissen aus der Perspektive der oppositionellen Oboedienz. Es zeigt sich, dass Kausalzusammenhänge nicht nur zum Schisma, sondern auch zu lang zurückliegenden Kriegen, zu Spekulationen über die kaiserliche Adorationspraxis und seiner Christianitas, ja zur Glaubenspraxis aller Umgekommenen konstruiert wurden. Dabei sticht ein Bericht heraus: der des kaiserlichen Kaplans Gottfried von Viterbo, der in seinem Gedicht zum Ereignis in den Gesta Friderici einen scholastischen Lehrdialog in imagines agentes nach den ciceronischen Circumstanzen verwob, der den Leser zur Wahrheit führen sollte. An der derzeit bestehenden retrospektiven Diagnose sind Zweifel angebracht, wenngleich sich der Name der historischen Krankheit ermitteln lässt, und sinnesgeschichtliche Implikationen zu neuen Ansichten darüber führen, was einzelne Protagonisten im Hochsommer des Jahres 1167 durchlitten.

Weiterführende Informationen:

Schünemann, Monja K: „Imagines agentes in Godfrey of Viterbo‘s Poem on the so called „Catastrophe before Rome“ 1167: a Cosmological-Genealogical Defence Script for Emperor Frederick I. Barbarossa“ im Panel der Universität Yale für die internationale Mediävistentagung der Western-Michigan Universität (USA) 05/2020.

Assoziierte Publikationen:

Schünemann, M. K.: 1167 Outside Rome. Godfrey of Viterbo and the Stench of the Others?, in: Arabella Cortese/Markus Zimmermann/Julian Zimmermann et. al.: Die übelriechende Metropole? Olfaktorische Perspektiven auf die Großstadt der Vormoderne, fothcoming.

Letzte Änderung: 25.07.2024 - Ansprechpartner:

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